Vorschläge für weiterführende Aktivitäten
Ökologischer und kultureller Aspekt
Während der gesamten Unterrichtseinheit sollen die Kinder auf den sorgsamen
und richtigen Umgang mit Schnecken hingewiesen werden. Eventuelle Ekelgefühle
können sie sicherlich durch das Kennenlernen und die Beobachtung dieses
interessanten Tieres verlieren. Selbstverständlich ist es auch wichtig mit den
Kindern über den Schutz dieser Tiere zu sprechen. Viele Schneckenarten, die
Weinbergschnecke gehört wie schon erwähnt dazu, stehen derzeit auf der Roten
Liste der weltweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten und sind daher
schützenswert. Die Schüler sollen verstehen, dass es darum geht den Lebensraum
der Schnecken zu bewahren, und dass jedes Tier, sei es auch noch so klein,
seine Funktion im Ökosystem hat.
Interessanten Gesprächsstoff bietet auch der interkulturelle Aspekt in Bezug
auf das Thema Schnecken. In einigen Ländern stehen Schnecken auf der
Speisekarte. Wie die verwandte Art Muscheln, so werden auch Schnecken
gegessen. Schon die Römer mästeten Schnecken mit Milch, um sie später mit
Gewürzen zu braten. Später im Mittelalter, wenn in den Klöstern Fastenzeit war
und weder Fisch noch Fleisch gegessen werden durfte, wurden die Schnecken zur
Speise.
Heutzutage werden Weinbergschnecken besonders in Frankreich als Delikatesse
angesehen. Die Schnecken stammen hauptsächlich aus speziellen
Schneckenzuchtbetrieben, da das freie Sammeln mancher Sorten aufgrund der
Seltenheit teilweise untersagt ist. Als Vorspeise ist
Escargot à la bourguignonne berühmt, hier werden die Schnecken in
einer Art Kräuterbutter serviert. Dafür gibt es sogar spezielle Teller mit
sechs oder zwölf Vertiefungen sowie eine Schneckengabel mit zwei Zinken.
Im frankophonen Belgien serviert man gern als Vorspeise die
Petits gris de Namur .
Petits gris de Namur als Vorspeise
Die Schnecke in der deutschen Sprache
Es ist sicherlich interessant, wenn die Kinder im Laufe der Arbeit am Modul
mit Wörtern vertraut gemacht werden, die das Wort Schnecke enthalten, z. B.
Schneckenpost, Schneckentempo u. ä. Die Schnecke ist demnach im
Deutschen ein Symbol für Langsamkeit. Außerdem haben die Schüler schon die
Wörter Schneckenhaus oder Schneckengehäuse gehört. Im
neueren Sprachgebrauch wird ein Brief von der Schneckenpost befördert, im
Unterschied zur elektronischen E-Mail, die innerhalb von Sekunden ankommt. In
vielen Regionen Deutschlands werden schneckenförmige Gebäckstücke
gebacken, z. B. Streuselschnecken. Die Kinder können selbst neue mit
-Schnecke- zusammengesetzte Wörter erfinden. Sie können auch überlegen, welche
Wörter, Wendungen oder Sprichwörter zum Thema Schnecke es in ihrer eigenen
Sprache gibt.
Diese Bedeutung des Wortes Schnecke kommt auch in Reimen, Liedern und
Geschichten zum Ausdruck. Beispiele für Reime befinden sich im Anhang. Die
Schnecke kann auch Thema in regionalen Sagen sein. So werden beispielsweise
die Bürger der thüringischen Kleinstadt Bleicherode
Schneckenhengste genannt. Diese Bezeichnung geht auf eine Sage
zurück. Bleicherode wurde während des 30-jährigen Krieges im Jahr 1632
geplündert und durch einen Brand fast vollständig zerstört. Die Bürger konnten
sich ihren Lebensunterhalt nicht mehr wie vorher mit Handwerk und Leineweberei
verdienen. Aber die findigen Bleicheröder führten als Notgewerbe die
Schneckenzucht ein und verkauften ihre Schnecken in Leipzig. Seit dieser Zeit
tragen sie den Spitznamen Schneckenhengste.
vgl. Weigelt 2008 oder
Geschichte
Diese Geschichte kann man den Schülern in Deutsch erzählen. Anschließend
können die Schüler aufgefordert werden selbst nachzuforschen, ob es in ihrem
Land/in ihrer Region Sagen oder Fabeln gibt, in denen Schnecken eine Rolle
spielen.